Bildungsplan
Wertorientierung und Religiosität
Emotionalität, soziale Beziehungen und Konflikte
Sprache und Literacy
Medien
Mathematik, Naturwissenschaften, Technik und Umwelt
Ästhetik, Kunst und Kultur
Musik
Bewegung, Rhythmik, Tanz und Sport
Gesundheit
Bei Interesse kann der Bayerische Bildungsplan für Kinder in Tageseinrichtungen bis zur Einschulung auch im Kindergarten eingesehen werden.
Einen entscheidenden Impuls ihres Werkes erfuhr Maria Montessori mit der Entdeckung des Phänomens der „Polarisierten Aufmerksamkeit“, das auch als Montessori-Phänomen in die Literatur eingegangen ist. Dieser Begriff beschreibt eine Form der Aufmerksamkeit des Kindes, die es unter bestimmten Umständen zu anhaltender konzentrierter Beschäftigung befähigt. Sie kann jedoch weder befohlen noch künstlich hervorgerufen werden. Sofern die Voraussetzungen dafür geschaffen sind, ermöglicht die Polarisierte Aufmerksamkeit jedem Kind eine geistige Auseinandersetzung mit seiner Umwelt, die nicht in Ermüdung und Erschöpfung endet, sondern im gestillten Bedürfnis, sich ganz einer Tätigkeit hinzugeben.
Folgeerscheinungen davon sind interessanterweise sich entwickelnde Eigenschaften wie „spontane Disziplin“, „ständige, freudige Arbeit“, sowie „soziale Gefühle der Hilfe und des Verständnisses für die anderen“.
In der entwicklungspsychologischen Literatur begegnet man seit einiger Zeit immer häufiger dem Begriff der „Sensiblen Phasen“ oder „Zeitfenster“. Er beschreibt begrenzte Zeitspannen, in denen Kinder eine besonders hohe Bereitschaft und Fähigkeit für bestimmte Lerninhalte zeigen. Maria Montessori hat diesen Begriff aus der Biologie gewählt. Die Abfolge dieser Phasen folgt einer inneren Gesetzmäßigkeit. Man muss mit besonderer Sorgfalt auf die Zeichen achten, die eine Phase der Empfänglichkeiten andeuten. Sie zeigen sich in Form eines lebhaften Bedürfnisses, sich mit bestimmten Situationen oder Dingen zu beschäftigen. Bleibt einem Kind diese Möglichkeit versagt, so kann es sich bestimmte Fähigkeiten nicht mehr auf „natürliche“ Weise aneignen. Nachholen kann es vieles sehr wohl, aber nicht mehr mit entsprechender Leichtigkeit und Begeisterung.
Die besondere Lernfähigkeit des Kindes liegt in diesem höchst bemerkenswerten Phänomen des „Absorbierenden Geistes“. Maria Montessori spricht sogar von einer „privilegierten Geistesform“, die sich von der des Erwachsenen erheblich unterscheidet und die sie als „Absorbierenden Geist“ bezeichnet. Als bestes Beispiel nennt sie den Spracherwerb des Kindes. Ein Kind lernt nicht den Wortschatz und grammatikalische Regeln, es assimiliert die Sprache ganzheitlich, ohne Semantik, Syntax und Phonetik zu trennen. Unbewusst eignet es sich die Kultur an. Ab dem vierten Lebensjahr etwa wird diese unbewusste, absorbierende Tätigkeit des Geistes durch bewusste Aktivität ergänzt. Das Kind beginnt bewusst zu handeln und die Welt gezielt zu erobern.
„Arbeit“ ist für Maria Montessori in der Entwicklung des Kindes von zentraler Bedeutung. Sie bedeutet zunächst einmal intensive Tätigkeit, die zum Wesen des Menschen gehört. Die Arbeit des Kindes trägt jedoch andere Merkmale als die des Erwachsenen. Ein kleines Kind sucht im Gegensatz zu den Erwachsenen kein äußeres Ziel in seiner Arbeit, es versucht den Weg des geringsten Kraft- und Zeitaufwandes zu gehen und erwartet in der Regel keine Belohnung. Außerdem will es das, was es alleine tun kann, auch wirklich alleine tun. Das Ziel des kleinen Kindes ist das Arbeiten selbst. Erst später wird Arbeit mit Willensanstrengung, Effizienz und Ergebnisorientierung verbunden.
Die vorbereitete Umgebung beschreibt sowohl den psychischen als auch den physischen Raum, in dem das Kind entscheidende Schritte seines seelischen und geistigen Wachstums vollziehen kann.
Architektur, Mobiliar und Material sollen ästhetischen und praktischen Ansprüchen des Kindes genügen. Dem Material kommt dabei eine besondere Bedeutung zu, denn ohne Gegenstände kann sich ein Kind nicht konzentrieren. Es soll dem Kind Selbstbildung und Selbsterziehung ermöglichen. Deshalb muss es den psychischen Aufbaubedürfnissen des Kindes entsprechen. Das Material für die Übung der Sinne wird von den sensorischen Bedürfnissen des Kindes bestimmt und das Sprach- und Rechenmaterial entspricht dem Bedürfnis nach Abstraktion.
Montessori erkannte bereits zu ihrer Zeit, was die heutige Entwicklungsforschung bestätigt: Echter Lernerfolg ist nur dann von Dauer und von bildender Wirkung, wenn das Kind durch aktives Handeln und gemäß seiner sensiblen Phasen Lerninhalt, Lerntempo und Lernverfahren selbst bestimmen kann.
Kompromisslos setzte sie auf die selbstgesteuerte Lernaktivität und spontane Wissensbegierde des Kindes. Sie brach mit herkömmlichen, auf Belehrung und Wissensvermittlung ausgerichteten, Traditionen der Lehr- und Erziehungsmethoden.
Die freie Wahl der Arbeit mit all ihren Konsequenzen lässt tief greifende Veränderungen in der kindlichen Persönlichkeit zu. Am auffallendsten ist dabei die freiwillige Disziplin zu beobachten. Jedoch darf die erforderliche Freiheit nicht mit Bindungslosigkeit, Willkür oder Beliebigkeit verwechselt werden. Der Weg in die Freiheit muss behutsam begleitet erfolgen, unter Berücksichtigung des geistigen Wachstums des Kindes.
Der Aufbau eines guten Lern- und Arbeitsverhaltens gelingt nach der Auffassung M.Montessori´s am besten in altersgemischten Gruppen. Diese natürlichste Form einer menschlichen Gemeinschaft zeigt sich am günstigsten, wenn mindestens drei Jahrgänge in einer Gruppe vertreten sind. Ältere Kinder können sich mit ihrem Wissensvorsprung als „Lehrer“ betätigen und lernen durch lehren. Dabei analysieren und strukturieren sie ihr Wissen erneut, um es vermitteln zu können. Jüngere begegnen den Älteren mit Achtung und Respekt, wohlwissend, dass auch sie einmal in diese Rolle schlüpfen werden.
In altersgemischten Lerngruppen finden Kinder erfahrungsgemäß auch leichter einen Weg, soziale Konflikte zu lösen, ohne Hilfe der Erwachsenen.
Der Mensch als Mikrokosmos und Teil eines kosmischen Ganzen hat nach Montessoris Auffassung die Aufgabe, an der Verwirklichung eines universellen „kosmischen Plans“ mitzuwirken.
Dazu müssen wir uns auf die Suche machen nach Zusammenhängen und Grundlagen des Lebens, nach den Gesetzen der Natur und vor allem nach den Folgen unseres Tuns.
Zu den vordringlichsten Aufgaben einer kosmischen Erziehung gehört es, in nachkommenden Generationen das Bewusstsein zu stärken, dass Wissen nicht genügt, sondern dass diese Zusammenhänge erkannt werden müssen.
Dazu muss man dem Kind eine Vorstellung vom Ganzen geben, um ihm dann zu zeigen, wie jedes Detail ein Teil des Ganzen ist. Die Einsicht in die Wechselbeziehung aller Dinge ist für Montessori ein fundamentales Bildungsprinzip.
„Der Weg, auf dem die Schwachen sich stärken, ist der gleiche wie der, auf dem die Starken sich vervollkommnen.“ (M.Montessori, Schule des Kindes S.166)
Integration gibt Kindern und Jugendlichen die Chance, frühzeitig Hilfsbereitschaft einzuüben, sowie Verständnis und Respekt für die Andersartigkeit und Besonderheit behinderter Menschen zu entwickeln.
Aufgrund der weitgehenden Individualisierung des Unterrichts in der Freiarbeit und der Möglichkeit, in wechselnden Sozialformen miteinander Lerninhalte zu verarbeiten, können gerade Kinder mit Lern- und Entwicklungsstörungen gefördert werden. Die Vorbereitete Umgebung unterstützt dieses Angebot in gleicher Weise wie das Montessori-Material, das aufgrund des Prinzips der Isolierung von Schwierigkeiten in besonderem Maße dafür geeignet ist. Es fördert über vielfältige Lernanreize auf allen Sinneskanälen die Entwicklung der Kinder und Jugendlichen.
<< Neues Textfeld >>
Das Leben der Maria Montessori
Maria Montessori wurde 1870 in Chiaraville in Italien geboren. Sie starb am 6.Mai 1952 in den Niederlanden. Zwischen diesen beiden Daten spannt sich der Lebensweg einer außergewöhnlichen Frau, der in mehrfacher Hinsicht als repräsentativ für eine revolutionäre Epoche angesehen werden kann: Montessori war die erste Frau Italiens, die ein akademisches Studium durchsetzte, das sie mit einer Promotion in Medizin abschloss. Sie wurde Assistentin der psychiatrischen Klinik und Lehrbeauftragte der Universität in Rom, widmete sich schwachsinnigen Kindern und erzielte mit der Anwendung von didaktischem Material verblüffende Erfolge. Dies veranlasste sie zu einem pädagogischen und psychologischen Studium, um ähnliche Lehrmethoden für die Bildung und Erziehung gesunder Kinder zu entwickeln. Zum Dr. Phil. promoviert gründete sie bald danach in Rom erste „Kinderhäuser“, in denen Vorschulpflichtige bereits nach ihren Ideen erzogen wurden.
In den darauf folgenden Jahren gewann sie Einsichten und Erfahrungen, um ihr pädagogisches System der „Selbsterziehung“ des Kindes in einer didaktisch „vorbereiteten Umgebung“ zu begründen. Ihre Pädagogik verbreitete sich rasch über die ganze Welt. In den totalitären Ländern und durch den Zweiten Weltkrieg erlitt die Montessori-Bewegung große Rückschläge. Montessori setzte ihren Kampf für das Kind jedoch unbeirrt fort bis zu ihrem Lebensende. Ihre geniale Intuition hat eine unverkennbare Anthropologie und Erziehungslehre entstehen lassen, die ganz dem Wachsen und Werden junger Menschen gewidmet war.
Ihr Werk, das dem pädagogischen Denken so wesentliche Impulse gegeben hat, gewinnt in der gegenwärtigen Diskussion über Begabung, Chancengleichheit und Basisqualifikationen erneut an Bedeutung.
FH, 3/2009
Bei Interesse kann unsere Konzeption im Kindergarten eingesehen werden.